Vollprothesen
Vollprothesen kommen bei einem zahnlosen Kiefer zum Einsatz. Ihr Halt wird allein über ihre Saugwirkung an der Schleimhaut von Gaumen und Kieferkamm gewährleistet. Voraussetzung dafür ist daher eine möglichst genaue Anpassung der Prothese an Ihren Kiefer.
Die Behandlung gliedert sich in mehrere Schritte, wobei wir während des gesamten Ablaufs mit Ihnen und dem Dentallabor eng zusammenarbeiten, um ein gutes Gesamtergebnis zu erzielen. Wichtig ist, dass Ihre Prothese nach Ihrem persönlichen Empfinden gut und stabil sitzt.
Dies ist einerseits medizinisch sinnvoll und notwendig, etwa um die Kau- und Sprachfunktion einwandfrei zu ermöglichen und ein störungsfreies Zusammenspiel im Gebiss und der Kiefergelenke sicherzustellen. Darüber hinaus sind ästhetische Aspekte wie der Gesichtsausdruck und Ihr charakteristisches Gesamterscheinungsbild von Bedeutung und können einen erheblichen (Wieder)gewinn an Lebensqualität darstellen.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen, mindestens zweimal jährlich, sind auch bei gut eingepassten Prothesen essentiell für eine lange Lebensdauer und den gleichbleibend guten Tragekomfort.
Alternativ zu den konventionellen Prothesen können Prothesen mit Hilfe von Implantaten sicher getragen werden. Mehr Informationen dazu finden Sie im ausführlichen Artikel Implantate.
Was sind Vollprothesen?
In der Zahnheilkunde versteht man unter Prothesen allgemein die Möglichkeiten zum Ersatz verlorengegangener Zähne durch künstliche, herausnehmbare Alternativen.
Durch Zahn- und Zahnfleischerkrankungen oder Unfälle kann es zur Schädigung und zum Verlust mehrerer Zähne oder sogar ganzer Zahnreihen kommen. Dann stellt sich die Frage, wie dieser Verlust am besten ausgeglichen werden kann. Dies ist nicht nur medizinisch sinnvoll und notwendig, um die Kau- und Sprachfunktion sicherzustellen oder ein störungsfreies Zusammenspiel im Gebiss und der Kiefergelenke sicherzustellen. Es sind auch ästhetische Aspekte (Gesichtsausdruck, charakteristisches Erscheinungsbild usw.) von Bedeutung und können einen nicht unerheblichen (Wieder-) Gewinn an Lebensqualität darstellen.
Vollprothesen werden bei einem zahnlosen Kiefer verwendet. Ihr Halt wird über ihre Saugwirkung an der Schleimhaut von Gaumen und Kieferkamm gewährleistet. Dazu sollten Prothesen der Schleimhaut möglichst eng anliegen.
Schwierig ist dies im Unterkiefer, da die Prothese hier wegen der Zunge ohne Mittelteil – also hufeisenförmig – gestaltet werden muss. Das verringert die Auflagefläche an der Schleimhaut und damit die Saugkraft. Vorraussetzung für den guten Halt ist daher eine möglichst genaue Anpassung der Prothese an den Kiefer des Patienten.
Behandlungsschritte
Bei allen Zahnprothesen muss zunächst ein Abdruck (die Abformung) des noch vorhandenen Gebisses genommen werden. Diese wird als Erst- oder Situationsabformung bezeichnet.
Die weitere Vorgehensweise:
- Bei Vollprothesen werden nun im Labor individuell auf Ihren Kiefer abgestimmte Abdrucklöffel hergestellt, mit denen dann eine so genannte Funktionsabformung abgenommen wird. Diese gibt die individuelle Form des Weichgewebes, also zum Beispiel des Zahnfleisches, genau wieder und ist daher für die spätere „Ventilfunktion“ und damit den guten Sitz und die Haftung der Prothese verantwortlich.
- Aus den so gewonnenen Abdrücken und Messdaten kann im Dentallabor ein Gipsmodell des Kiefers gegossen werden. Mit diesem wird im so genannten Artikulator (ein Gerät zur Simulation der Kiefergelenksbewegung) Ihre genaue Gebisssituation nachempfunden.
- Im Beratungsgespräch zwischen Ihnen und uns werden weitere Details wie die genaue Ausführung, Farbnuancierung und Material abgestimmt.
- Anhand des Gipsmodells wird die vorläufige Prothese aus Wachs gefertigt. Diese kann Ihnen nun in einer weiteren Sitzung in unserer Praxis eingesetzt und nachbearbeitet werden, um eine gute Anpassung der Prothese an Ihren Kiefer zu erreichen. Dabei sind wir auf Ihre aktive Mitarbeit angewiesen, da die Prothese neben den wichtigsten Funktionen außerdem ganz natürlich wirken sowie ein uneingeschränktes Öffnen und Schließen des Mundes und die Bewegung Ihrer Gesichtsmuskulatur ermöglichen soll.
- Im Dentallabor wird anschließend die endgültige Prothese gefertigt, die dann in einer weiteren Sitzung in unserer Praxis erprobt und bei Bedarf vor Ort angepasst werden kann. Auch in der Folgezeit können, falls nötig, noch kleinere Änderungen vorgenommen werden.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
Diese Kontrolltermine sind auch bei gut sitzenden Prothesen sehr zu empfehlen, um Veränderungen an Gebiss und Kiefer frühzeitig erkennen und eine lange Lebensdauer der Prothese sowie einen anhaltenden Tragekomfort zu ermöglichen.
Tipps zur Eingewöhnung
Das Tragen einer Prothese ist auch bei einwandfreier Einpassung oft zunächst ein wenig ungewohnt. Es benötigt manchmal ein wenig Geduld, bis Sie sich an das neue Gefühl im Mund gewöhnt haben.
Unsere Tipps dazu:
- Leichte Druckstellen können in der Anfangszeit vorkommen. Eine Nachbearbeitung in unserer Praxis kann hier in aller Regel Abhilfe schaffen.
- Falls wider Erwarten einmal eine längere Beeinträchtigung bestehen sollte, kommen Sie noch einmal in die Praxis, um den korrekten Sitz Ihrer Prothese überprüfen und diesen gegebenenfalls korrigieren zu lassen. Solche Korrekturen sind keineswegs ein Grund zur Beunruhigung: Das genaue Einpassen einer Prothese ist oft ein mehrstufiger Prozess hin zu einem guten Ergebnis mit angenehmem Tragekomfort.
- Auch das Sprechen und Kauen kann zu Beginn noch etwas schwierig sein. Sprachübungen (z. B. das Aussprechen schwieriger Worte vor dem Spiegel) können den Gewöhnungsprozess beschleunigen, so dass diese Beeinträchtigungen meist nur kurzfristig bestehen.
- Beim Essen ist es ratsam, am Anfang kleinere Bissen zu sich zu nehmen und diese so zu kauen, dass beide Gebissseiten gleichmäßig trainiert werden. Die Konsistenz der Nahrung hin zu festeren Bestandteilen sowie die Größe der Bissen können schrittweise gesteigert werden.
Pflege-Tipps
Für den guten Umgang mit der Prothese gilt ähnliches wie für die Pflege Ihrer natürlichen Zähne. Empfehlenswert wäre die Reinigung nach jeder Mahlzeit, mindestens jedoch zweimal täglich (nach dem Frühstück und vor dem Zubettgehen).
Beachten Sie dabei folgende Besonderheiten:
- Wichtig ist zunächst die mechanische Reinigung der Prothese. Hierfür gibt es spezielle Prothesenbürsten oder eine herkömmliche, weiche Zahnbürste.
- Dabei empfiehlt sich ein Putzschema wie bei eigenen Zähnen, zum Beispiel die KAI-Methode: zunächst die Kauflächen (K), dann die Außenflächen (A) und schließlich die Innenseiten (I).
- Wichtig ist vor allem, sich eine regelmäßige Abfolge einzuprägen, damit kein Bereich der Prothese bei der Reinigung vergessen wird.
- Achten Sie besonders auf schwer zugängliche Stellen wie die Zwischenräume bzw. Rillen zwischen den einzelnen Zähnen
- Gewöhnliche Zahnpasta sollte nicht zur Prothesenreinigung benutzt werden, da diese die Oberfläche aufrauen und porös machen kann. Besser geeignet sind Flüssigseifen, Schmierseife oder spezielle Pasten und Gele.
- Achtung: Verwenden Sie nicht irgendwelche Haushaltsreiniger. Diese sind teilweise zu aggressiv und können zu Schäden an der Prothese führen.
- Tabletten und Tabs eignen sich nur bedingt zur Prothesenreinigung. Sie ersetzen nicht die mechanische Reinigung und können bei übermäßigem Gebrauch sogar die Prothesenstruktur schädigen. Sie sollten daher nur zwei- bis dreimal pro Woche mit einer Einwirkzeit von etwa einer Stunde als Ergänzung zur mechanischen Reinigung zur Anwendung kommen. Eine wesentlich längere Anwendung könnte auch zu Farbveränderungen an der Prothese führen
Mundpflege und Tragepausen:
Bei Vollprothesen ist neben der Pflege der Prothese die Pflege des zahnlosen Kiefers sehr wichtig, um Entzündungen des Zahnfleisches und des Gaumens zu vermeiden. Diese könnte die Haftwirkung und somit den guten Halt der Prothese beeinträchtigen.
Haftcremes und -pulver
Eine gut angepasste Prothese sollte ausreichenden Halt auch ohne weitere Hilfsmittel bieten. Haftmittel wie Haftcremes oder -pulver sollten nur in Ausnahmefällen benutzt werden. Von einem Dauergebrauch ist abzuraten, da dies die Mundschleimhaut schädigen, die Speichelproduktion senken sowie den Prothesenhalt langfristig beeinträchtigen kann. Auch Veränderungen in der Geschmackswahrnehmung sind möglich.
Schutz vor Hinunterfallen
Ein Sturz der Prothese kann sie beschädigen oder zerbrechen lassen. Um dies zu vermeiden, sollte man sich beim Einsetzen und Herausnehmen der Prothese Zeit lassen und sich dazu evtl. hinsetzen, um gegebenenfalls die Fallhöhe zu verringern. Sie fällt dann nur in den Schoß. Auch weiche Unterlagen (Handtuch etc.), die während des Einsetzens/Herausnehmens ins Waschbecken gelegt werden, können den Sturz der Prothese abfangen.
Kontrolluntersuchungen sind wichtig
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen (mindestens zweimal jährlich) sind auch bei gut eingepassten Prothesen essentiell für eine lange Lebensdauer der Prothese und den gleichbleibend guten Tragekomfort.
Abhilfe bei eventuellen Problemen
Hinweise für die Eingewöhnung in der ersten Zeit mit Ihrer neuen Teilprothese finden Sie unter den Tipps zur Eingewöhnung.
Bei Bruch der Prothese empfiehlt sich die professionelle Reparatur. Kommen Sie bitte direkt in unsere Praxis. So ist häufig eine Instandsetzung ohne Minderung des Tragekomforts möglich. Klebstoffe aus Apotheken für die eigenhändige Reparatur sind eher nicht geeignet, um Schäden dauerhaft zu beheben. Ihre Anwendung kann manchmal zu weiteren Schäden führen.
Eine nach Ihrem Befinden nicht gut sitzende Prothese kann störend sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Es ist daher wichtig, die individuellen Gründe dafür zu suchen, um diese möglichst schnell zu beseitigen. Eine noch nicht optimal angepasste Prothese kann manchmal Beschwerden verursachen, die durch eine Nachbearbeitung in unserer Praxis meist rasch behoben werden können.
Ein häufiger Grund für einen ungenügenden Prothesenhalt sind Veränderungen im Mund, z. B. Veränderungen an Kieferknochen oder Zahnfleisch. In diesem Fall sollte die Prothese erneut angepasst und bei Bedarf Maßnahmen ergriffen werden, um weitere Veränderungen aufzuhalten bzw. zu beheben.
Auch eine noch nicht optimal angepasste Prothese kann Beschwerden verursachen, die mittels Nachbearbeitung durch den Zahnarzt rasch behoben werden können.
Starke Schwankungen des Körpergewichts können den Halt der Prothese ebenfalls verändern, weil sich oft auch Ihr Mund ein wenig verändert. Auch dann kann die Prothese erneut angepasst werden.
Auch eine perfekt sitzende Prothese erfordert für den Gesamterfolg ein wenig Übung und Eingewöhnung, um ihre Vorteile gegenüber der ursprünglichen Situation zu entdecken. Dazu zählt eine mit etwas Übung immer besser werdende Kaufunktion und eine deutliche Sprache. Auch das Aussehen kann durch die Prothese vorteilhaft beeinflusst werden, indem eingesunkene Wangenpartien wieder ausgefüllt und unschöne Zahnlücken geschlossen werden.
Unser Tipp: Sollten Beschwerden andauern, ist es im Zweifelsfall immer ratsam, erneut in unsere Praxis zu kommen, um Probleme frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen (mindestens zweimal jährlich) sind auch bei gut eingepassten wichtig für eine lange Lebensdauer der Prothese und den gleichbleibend guten Tragekomfort.
Häufige Fragen - FAQs
Wie lange halten Prothesen?
Die Lebensdauer einer Prothese lässt sich nur schwer vorhersagen, da sie von zahlreichen Faktoren abhängt: Dazu gehören die Art der Prothesenausführung und die Pflege von Prothese und natürlichen Zähnen.
Bei einem Bruch oder durch Herunterfallen können Prothesen mit einer fachgerechten Reparatur oft wieder instandgesetzt werden, ohne dass danach die Haltbarkeit eingeschränkt ist.
Kann eine Zahnprothese schädliche Substanzen enthalten?
Dies ist in aller Regel nicht der Fall. Die Prothesenbasis besteht aus gut verträglichem Kunststoff und/oder teilweise auch Metall, die nachgebildeten Zähne aus Kunststoff oder Keramik.
In seltenen Einzelfällen sind allergische Reaktionen auf Bestandteile des Kunststoffes oder eine eventuell verwendete Metalllegierung möglich. Dann kann oft auf andere Materialien ausgewichen werden.
Was kann ich bei einem stark zurückgewichenen Kieferknochen tun, um dennoch eine Vollprothese tragen zu können?
Damit eine Vollprothese guten Halt findet, ist unter anderem eine ausreichende Höhe der Kieferkämme erforderlich. Ist diese zu gering, können Prothesen unterfüttert oder chirurgische Maßnahmen ergriffen werden, um die Voraussetzungen zu schaffen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel:
- Ein Kieferknochenaufbau, bei dem eine kleine Knochenmenge an einer anderen Stelle des Körpers entnommen wird (z. B. aus dem Beckenkamm) und in den Kiefer eingefügt wird.
- Eine Zahnfleisch- bzw. Schleimhauttransplantation.
- Alternativ können Prothesen auch mit Implantaten getragen werden. Sie verschaffen Prothesen in aller Regel einen stabileren Halt und können die Lebensqualität erhalten oder steigern.