Zahnfleischtransplantation
Zahnfleischtransplantationen gehören zur Weichgewebs- bzw. plastischen Parodontalchirurgie. Sie dienen der Rezessionsabdeckung, also dem Bedecken freiliegender Zahnhälse bzw. Zahnwurzelbereiche. Ein solcher "Defekt" kann durch verschiedene Auslöser hervorgerufen worden sein.
Je nach Art und Stärke des Rückgangs können verschiedene Methoden angewendet werden. Beim so genannten Freien Bindegewebstransplantat wird eine geringe Menge körpereigenen Gewebes zum Beispiel aus dem Gaumen entnommen und an die gewünschte Stelle verpflanzt (transplantiert). Bei der „Verschiebelappentechnik“ wird anstelle einer Transplantation das benachbarte Gewebe verschoben und an der gewünschten Stelle fixiert.
Nach der Einheilung ist das neue Gewebe in aller Regel kaum von dem umgebenden zu unterscheiden. Auf diese Weise kann eine natürliche, harmonische Ästhetik wiederhergestellt, die Überempfindlichkeit von Zähnen verringert und die Funktion des Zahnhalteapparates gefördert werden.
Was ist eine Zahnfleischtransplantation?
Wenn ein Zahnhals oder ein Teil der Zahnwurzel durch einen Zahnfleischrückgang (Rezession) freiliegt, kann der entsprechende Bereich in vielen Fällen durch eine Zahnfleischtransplantation oder -verschiebung ausgeglichen werden.
Zu den Ursachen solcher Rezessionen gehören vor allem der oft ab dem mittleren Lebensalter auftretende und nichtentzündliche Rückgang, aber auch eine Schädigung des Zahnhalteapparates durch Entzündungen wie die Parodontitis (Zahnbettentzündung) sowie individuelle anatomische Gegebenheiten wie Zahnfehlstellungen oder ungünstig ansetzende Zungen- und Lippenbänder.
Bei der Tansplantation von Zahnfleisch wird ein dünnes Schleimhautstück aus Gaumen, Wange oder einer Zahnlücke entnommen und an der gewünschten Stelle mit dem vorhandenen Zahnfleisch verbunden. Man spricht dabei vom "Freien Bindegewebstransplantat". Bei dem als Verschiebelappentechnik bezeichneten Verfahren wird anstelle einer solchen Transplantation das Zahnfleisch in der unmittelbaren Umgebung in Richtung der freiligenden Bereiche verschoben und dort befestigt.
Der Nutzen von Zahnfleischtransplantationen
Eine Zahnfleischtransplantation wird bei Zähnen angewendet, deren Zahnhälse bzw. Teile der Wurzel durch Zahnfleischrückgang freiliegen. Diese Zähne wirken unnatürlich lang, was gerade im Frontzahnbereich von vielen Patienten als störend empfunden wird und zu Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen führen kann.
Durch eine Zahnfleischtransplantation kann ein ästhetisches Längenverhältnis von Zahn und Zahnfleisch wieder hergestellt werden. Dieser Eingriff kann aber auch notwendig sein, um ein weiteres Fortschreiten eines Zahnfleischrückganges aufzuhalten.
Neben den ästhetischen Nachteilen führt ein freiliegender Bereich oft zu einer Überempfindlichkeit des Zahnes beim Genuss sehr warmer, kalter oder süßer Speisen. Der Grund dafür ist, dass in diesem Bereich des Zahnes das recht sensible Dentin (Zahnbein) nicht oder kaum von einer anderen Schicht (dem Zahnschmelz oder, im Wurzelbereich, von Wurzelzement) bedeckt wird, also nahezu frei liegt. Die im Dentin vorhandenen feinen Kanäle leiten die Reize an die im Inneren liegenden Nervenfasern weiter.
Hinzukommt, dass der freiliegende Bereich manchmal geschont und weniger intensiv gereinigt wird. Dies kann das Risiko von Zahnhalskaries und Entzündungen erhöhen.
Bei implantatgetragenem Zahnersatz
Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet von Zahnfleischtransplantationen ist die Implantologie. Dabei ist es möglich, ein besonders ästhetisches, natürliches Aussehen des implantatgetragenen Zahnersatzes zu erzielen und das Implantat sowie umliegendes Weichgewebe vor schädlichen Einflüssen zu schützen.
Die Behandlung
Zahnfleischtransplantationen bzw. -verschiebungen werden meist unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Patienten empfinden in aller Regel keinerlei Schmerzen, könnten jedoch einen leichten Druck spüren.
Die Behandlung unterscheidet sich je nach Ausgangssituation und der gewählten Technik in Schnittführung, Art des entnommenen Gewebes (Schleimhaut oder Bindegewebe), der Verbindung im so genannten Empfängerbett sowie eventuell notwendiger Nachbehandlungen.
Grundsätzlich wird zunächst das Empfängerbett für die Aufnahme des neuen Weichgewebes vorbereitet. Dazu werden mehrere feine Schnitte geführt und das betroffene Gebiet gereinigt. Nun wir ein dünnes Gewebestück aus dem Bereich des Gaumens oder einer Zahnlücke entnommen. Dafür wird manchmal eine zuvor angefertigte Schablone genutzt. Dieses Gewebe wird ebenfalls gereinigt und an die Größe und Form des fehlenden Zahnfleisch- bzw. Bindegewebes angepasst.
In einem weiteren Schritt wird es in das Empfängerbett eingefügt und durch spezielle Gewebekleber oder sehr feine Nähte befestigt.
Die Entnahmestelle wird je nach vorausgegangener Schnittführung entweder direkt vernäht oder zum Schutz mit einer (vorab angefertigten) Verbandsplatte aus Kunststoff bedeckt. Beim Empfängerbett kommt meist ein Wundverband zur Anwendung. Diese Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass das neue Zahnfleisch und die Entnahmestelle sicher und gut verheilen können.
Anschließende Nachsorgetermine dienen dazu, den Erfolg der Behandlung zu überprüfen und sicherzustellen.
Verschiebelappentechnik
Manchmal kann anstelle einer Transplantation das umgebende Zahnfleisch zur Rezessionsdeckung genutzt werden. Dabei wird die oberste Schicht des benachbarten Gewebes gelockert, verschoben und mit feinen Nähten an der gewünschten Stelle fixiert. Dieses Verfahren wird als Verschiebelappentechnik bezeichnet.
Prognose
Nach der Einheilphase sind die transplantierten bzw. verschobenen Gewebeteile in aller Regel gut mit den umgebenden verwachsen. Es entsteht neues, festes Zahnfleisch ohne oder mit nur geringfügigen farblichen Unterschieden zu benachbarten Bereichen. Die Erfolgsrate ist sehr hoch. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die ursprünglichen Auslöser wie zu festes Zähneputzen oder ein zu straff ansetzendes Lippenbändchen beseitigt werden.
Eine persönliche Einschätzung zum möglichen Behandlungserfolg in Ihrem individuellen Fall erhalten Sie vorab bei unserer ausführlichen Beratung.
Was sollte ich vor und nach der Behandlung beachten?
Nach der Zahnfleischkorrektur kann es wie bei allen Eingriffen in den nächsten Tagen zu leichten Beschwerden und leichten Nachblutungen kommen.
Selbstverständlich werden Sie vor der Behandlung umfassend darüber und über das mögliche Ergebnis informiert. Sie erhalten Hinweise für Ihr Verhalten vor und nach dem Eingriff.
Eventuelle Fragen können ebenfalls geklärt werden.
Welche Alternativen gibt es?
Um die Überempfindlichkeit von freiliegenden Zahnhälsen zu vermindern, kann es sinnvoll sein, die betroffenen Stellen mit einem Lack zu versiegeln oder mit einem Gel zu fluoridieren, wodurch auch das Kariesrisiko gesenkt wird. Die betroffenen Stellen am Zahnhals können auch mit kleinen zahnfarbenen Kompomerfüllungen (siehe Ästhetische Zahnmaterialien) wieder aufgebaut werden.
Zahnfleischprothese
Bei sehr starkem Zahnfleischrückgang (siehe Miller-Klasse IV) ist eine Zahnfleischtransplantation manchmal nicht sinnvoll. Um eine deutlich störende Ästhetik dennoch ausgleichen bzw. freiliegende Zahnhälse oder Wurzeln schützen zu können, kann die Anfertigung einer Zahnfleischprothese aus dauerelastischem (weichbleibenden) Kunststoff angezeigt sein.
Aufbaumethoden
Falls aus verschiedenen Gründen kein körpereigenes Gewebe entnommen werden kann oder gleichzeitig der Zahnhalteapparat inklusive des Kieferknochens regeneriert werden soll, stehen weitere Methoden zur Verfügung: Dazu gehören die Gesteuerte Geweberegeneration (Guided Tissue Regeneration, GTR) und die Gesteuerte Knochenregeneration (Guided Bone Regeneration, GBR).